Eine luftdichte Bauweise bei Gebäuden ist sehr wichtig und kann unter anderem Schimmelpilzbefall verhindern. In der Planung und Ausführung ist ein Gesamtkonzept grundlegend, damit es zu keinen undichten Stellen kommen kann.
So
erfolggekrönt das Klima-Haus-Konzept heutzutage bei Neubauten ist, noch
wichtiger ist die energetische Sanierung des Gebäudebestandes. Ein Großteil des
Südtiroler Gebäudebestandes wurde in den Jahren von 1960 bis 1990 erbaut.
Da sich die Anforderungen aufgrund der Wärmeschutzverordnungen seit Anfang der 90er Jahre stetig erhöht haben, rückte die Luftdichtheit der Gebäude, die bis dahin eine untergeordnete Rolle spielte, in den Vordergrund.
Was ist eine luftdichte Gebäudehülle?
Die luftdichte Gebäudehülle oder Luftdichtheitsschicht wird raumseitig, also im Inneren des Gebäudes, angebracht. Meist ist dies der Innenputz einer massiven Außenwand oder eine Holzplatte (OSB-Platte). Im Leichtbaubereich verwendet man zudem häufig eine PE-Folie. Wichtig ist, dass die luftdichte Gebäudehülle ohne Unterbrechung installiert wird. Hierbei sollte schon in der Planung, wie im Bild ersichtlich, ein Rote-Linie-Konzept erstellt werden.
Gründe für eine Luftdichtheit der Gebäudehülle
Die Wichtigkeit einer luftdichten Hülle eines Gebäudes zeigt sich schon daran, dass alle Hauptgebiete der Disziplin Bauphysik berührt werden. Luftdichtheit steht in engem Zusammenhang mit Wärme- und Feuchteschutz sowie dem Brand- und Schallschutz von Gebäuden. Weitere gute Gründe für eine luftdichte Ausführung sind hoher Wohnkomfort und die Ausgrenzung von Schadstoffen.
Luftdichtheit=Wärmeschutz
Je nach Standort und Nutzung eines Gebäudes wirken unterschiedliche Kräfte auf die Gebäudehülle und somit auf die Luftdichtheitsschicht. Sowohl der Wind als auch die Temperaturdifferenz zwischen innen und außen erzeugen Druckdifferenzen über die Gebäudehülle. Dies führt dazu, dass Luft von innen nach außen bzw. von außen nach innen durch die noch vorhandenen Leckagen (Fehlstellen in der Luftdichtheitsschicht) strömen kann, was den Wärmeschutz negativ beeinflusst.
Luftdichtheit= Feuchteschutz
Die wirkenden Antriebskräfte (Wind und Druckdifferenzen) für die Luftströmungen, die oben beschrieben wurden, gelten auch für die Feuchte. Strömt feuchte Luft durch eine Leckage, kommt es unter bestimmten Randbedingungen zur Kondensationsbildung im Bauteil und somit zur Vorschädigung der Konstruktion, die zu Bauschäden führen kann.
Luftdichtheit= Schallschutz
Schall breitet sich in Luft in alle Richtungen aus. Durch eventuelle Fugen in der luftdichten Ebene kann sich der Schallschutz verschlechtern. Beispielsweise erreicht eine verputzte Mauerwerkswand ein deutlich besseres Schalldämmmaß, als eine unverputzte.
Luftdichtheit= Brandschutz
Fast alle Brandtoten fallen nicht den Flammen, sondern den giftigen Rauchgasen zum Opfer, die während der Schwelbrandphase entstehen. 95 Prozent der Brandtoten sterben an den Folgen einer Rauchvergiftung durch die geruchlosen Gase Kohlenmonoxid und Kohlendioxid. Im Brandfall führen Undichtheiten durch Leckagen sehr schnell zur Weiterleitung von Hitze und schädlichen Rauchgasen z.B. in benachbarte Wohneinheiten.
Luftdichtheit= Behaglichkeit
Der Mensch reagiert besonders empfindlich auf Zugluft u.a. hervorgerufen durch Undichtheiten in der thermischen Gebäudehülle. Unter „Zugluft“ versteht man die unerwünschte lokale Abkühlung des menschlichen Körpers, die durch Luftbewegung verursacht wird. Außerdem ruft die kalte Außenluft Fallluftströme hervor, die zur Abkühlung von Bauteilflächen und zur Bildung sogenannter Kaltluftseen, also Ansammlungen kalter Luftschichten am Boden eines Raumes, führen.
Anforderungen an die Luftdichtheit in Südtirol
Da es in Italien keine Grenzen für die Luftdichtheit n50 gibt, werden die Grenzwerte für die Luftdurchlässigkeit von Neubauten in Südtirol durch das Landesgesetz Nr. 362 geregelt.
Der Blower-Door-Test ist gemäß der KlimaHaus Kriterien Blower-Door-Test – Ausführung der Luftdichtheitstests nach UNI EN ISO 13829 durchzuführen.
Einzuhaltende Grenzwerte: n50≤ 1,5 h-1 für Klimahaus A und B sowie n50≤ 0,6 h-1 für Klimahaus Gold.
Messung der Luftdurchlässigkeit der Gebäudehülle (Blower-Door-Test)
Mit einem Gebläse wird im Gebäude ein Unter- oder Überdruck von 50 Pascal gegenüber außen erzeugt (=Leckagestrom). Der vom Gebläse geförderte Luftmassenstrom wird gemessen. Er ist gleich groß wie der Massenstrom, der gleichzeitig durch Undichtheiten in der Gebäudehülle strömt. Somit ist er ein Maß für die Luftdurchlässigkeit der Gebäudehülle.
Dividiert man nun den Leckagestrom durch das lichte Gebäudevolumen, so erhält man die Luftwechselrate bei 50 Pascal (n50). Ein Druck von 50 Pascal entspricht ungefähr der Druckdifferenz, die man erfährt, wenn man zwei Stockwerke nach oben steigt.